Die Jagd nach Fotos und vielleicht auch nach Kultur
Die frische visuelle Kommunikation und die wunderschönen Grafiken der Kampagne haben mich schon lange gereizt. Wenn ihr einen Blick auf die offizielle Salzkammergut-2024-Website werft, werdet ihr feststellen, dass sich vier Hauptlinien durch das gesamte Projekt ziehen: Macht und Tradition, Kultur im Fluss, Sharing und Tourismus und Aufbau einer globalen Gemeinschaft. Ehrlich gesagt habe ich nicht allzu sehr analysiert, was genau sich dahinter verbirgt, mein Ziel war ganz einfach: Hallstatt am Morgen anzusehen, wenn es weniger Touristen gibt; nach Bad Ischl zu reisen und dann schau ma mal.
Um den Menschenmassen zu entgehen, stellte ich meinen Wecker auf früh morgens und nahm den Zug um 5:55 Uhr von Wien. Geplante Ankunft 9:24 Uhr, vorausgesetzt natürlich, dass ich den 13-minütigen Umstieg schaffe. Das habe ich aber nicht. Sich auf die ÖBB zu verlassen, erwies sich in diesem Fall als Fehler, und während ich auf den nächsten Anschluss wartete, verfluchte ich mich selbst dafür, dass ich zu träge war und nicht den allerersten Anschluss um 5:28 Uhr genommen hatte.
Ich habe nichts verpasst (Gott sei Dank)
Bad Ischl, ich bin auf dem Weg!
Vor dem hiesigen Bahnhof komme ich an der Statue einer Frau vorbei, die eine Sauerstoffflasche auf der Nase balanciert. Sie soll da auch nach Abschluss des Projekts bleiben. Da es aber auf Instagram nicht sehr ästhetisch aussehen würde, gehe ich weiter in Richtung Trinkhalle. „Ah, es ist Samstag!“ denke ich mir, als ich das Zentrum durch die Flohmarktstände betrete. Viele bieten Keramik mit den charakteristischen weiß-grüngeflammten Streifen an. Die habe ich auch schon irgendwo auf einem Plakat gesehen, wahrscheinlich ist es also eine lokale Kuriosität.
Die Trinkhalle ist ein Gebäude in der Mitte der Passage, mit griechischen Säulen, vor denen Tafeln stehen, die für das Salzkammergut als Region der Kulturhauptstadt werben. Vom örtlichen Informationszentrum hätte ich mir wahrscheinlich eine weniger chaotische Gestaltung erwartet, es erinnerte mich eher an einen Souvenirladen mit ein paar im Gebäude verstreuten Installationen.
Salz auf 1000 verschiedene Weisen
Stadt am See
Um ehrlich zu sein, haben mich weder das Schloss am See noch die berühmte lokale Keramik nach Gmunden gelockt. Es waren der Schnurrbart, die runde Brille und die dunkelbraunen Haare, die mich auf Grindr getappt haben. Und obwohl der Typ an diesem Tag keine Zeit hatte, war Gmunden eine tolle Ergänzung zu meiner Kulturreise.
Aufmerksam wurde ich auch durch eine Büste in den Farben, die ich schon davor auf dem Flohmarkt gesehen hatte. Zusammen mit der Installation eines Pools lud sie zu einer Ausstellung im hiesigen Kunsthaus Blaue Butter ein. Meine Begeisterung wurde von der Aufsichtsdame gemindert. „Wir haben den Vorhang eigentlich nur für Fotozwecke angebracht“, sagt sie und erklärt, warum die Ausstellung nicht wie auf dem Billboard aussieht. Dafür erfuhr ich von ihr, von welcher Bedeutung die lokale Keramik ist. Durch ihre Erzählung verstand ich, dass die Gmundner Keramik etwas Ähnliches ist wie die Majolika-Keramik aus der Stadt Modra in der Slowakei, mit einem europäischen Stellenwert. Die Dame redete und redete, viel mehr habe ich aber nicht mitbekommen, da sie einen ziemlich starken Dialekt hatte.